Unterstützung für den Deutschen Schwimmsport
Pressemitteilung des DSV Präsidenten Marco Troll
DSV Präsident Marco Troll und BSV Vizepräsident Harald Walter bitten die Politik um Unterstützung
Am 22.05.2022 wendete sich Harald Walter beim Schwimmabzeichen Tag 2022 im Nürnberger Clubbad mit großem Bedenken bezüglich der aktuellen Energiekrise an Ministerpräsident Markus Söder. In den vergangenen zwei Jahren konnten Corona-bedingt leider keine Schwimmkurse stattfinden. Dies macht sich aktuell vor allem bei den überfüllten Schwimmkursen bemerkbar. Die Wartelisten sind endlos. Die Schwimmkurse, die eigentlich erst in einem halben Jahr starten, sind bereits vollständig ausgebucht. Es ist kein Geheimnis, dass durch die vergangenen zwei "Corona-Jahre" und den damit geschlossenen Schwimmbädern viele Kinder (mehr Kinder als üblich) nicht schwimmen können. Durch die aktuelle Energiekrise darf dieses Problem nicht zusätzlich verschärft werden! Ansonsten droht eine weitere Nichtschwimmer-Generation. Harald Walter sieht den Ernst der Lage und warnt dringend davor, die Schwimmbäder aufgrund von zu hoher Energiekosten zu schließen. Stattdessen appeliert er an die Politik, die Kommunen und Badbetreiber zu unterstützen und gemeinsam der "Nichtschwimmer-Welle" entgegenzuwirken.
DSV Präsident Marco Troll zeigt sich ähnlich besorgt. Er sendete eine Pressemitteilung an die Bundesinnenministerin Nancy Faeser, den Bundesfinanzminister Christian Lindner und an den Präsidenten des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Herr Ralph Spiegler, um so für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.
Im Folgenden erhaltet ihr einen Wortlaut, des Schreibens, das am 17.05 durch den DSV Präsidenten versendet wurde.
Wortlaut der Pressemitteilung
Im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) sind über eine halbe Million Menschen unseres Landes zumeist im Breitensport organisiert, in unseren Vereinen bekommen im Normalfall jedes Jahr zigtausende Kinder die Grundlagen vermittelt für ein lebenslang sicheres Erschließen des Lebensraums Wasser. Doch schon seit geraumer Zeit wird diese wichtige gemeinnützige Arbeit durch äußere Einflüsse stark beeinträchtigt.
Aktuell bekommen unsere Mitglieder zu spüren, dass viele Badbetreiber das Beckenwasser um einige Grad weniger erwärmen als sonst, und zwar gemäß einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). Bei allem Verständnis für Sparzwänge angesichts steigender Energiepreise in Folge des Ukraine-Krieges und der Notwendigkeit zur Reduzierung der Abhängigkeit der Gasversorgung von Russland möchten wir eindringlich davor warnen, das Schwimmen im Ausbildungs-, Gesundheits- und Sportbereich nach der Coronavirus-Pandemie erneut stärker einzuschränken. Deutschland droht mangels ausreichender Wasserflächen ohnehin schon ein Land der Nichtschwimmer zu werden mit drastischen Folgen für die Sicherheit und Lebensqualität seiner Bürger*innen. Bereits die Pandemie hatte diese Entwicklung zuletzt sehr verschärft.
Eine Absenkung der Wassertemperatur führt unserer Erfahrung nach schon zu einem deutlichen Rückgang der schwimmsportlichen Aktivität, sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch im Erwachsenenbereich. Im neuesten Leitfaden der DGfdB wurde zugleich aber auch schon die unter Umständen energetisch notwendige Schließung von Becken priorisiert, daher möchten wir Sie bitten sich dafür einzusetzen, dass diese Maßnahmen insbesondere für den Schul- und Vereinssport so auf keinen Fall umgesetzt werden. Denn schon durch die Schließung kleiner Schulungsbecken würde noch mehr existenziell wichtiger Schwimmunterricht ausfallen, das sollten Sie auf keinen Fall zulassen. Auch das gesamtgesellschaftlich notwendige und von der Politik zuletzt ja bereits stark unterstützte Abarbeiten des pandemiebedingt entstandenen Bedarfs an Schwimmunterricht wäre damit konterkariert.
Nicht nur den hunderttausenden Kindern und Jugendlichen in den Schulen und in unseren Vereinen zuliebe muss stattdessen nach besseren Lösungen gesucht werden als erneute Schließungen, und zwar gemeinsam im Dialog über alle föderalen Zuständigkeiten und Institutionen hinweg. Unserer Meinung nach ist es allerhöchste Zeit für ein grundsätzliches gesellschaftliches Bekenntnis zum „Kulturgut Schwimmen“ und das erfordert auch entsprechende finanzielle Maßnahmen. Wenn eine Senkung der Spritsteuer und billigere Tickets für den öffentlichen Nahverkehr möglich sind, sollte den Menschen und ihrer Gesundheit zuliebe dringend auch über die besondere Subventionierung von öffentlichen Schwimmbädern nachgedacht werden. Vorübergehende steuerliche Erleichterungen oder Zuschüsse für die zumeist kommunalen Badbetreiber sind dabei nur eine Option, jede Form von Unterstützung ist notwendig und willkommen. Denn letztlich ist Schwimmen mehr als ein Sport, es ist eine existenzielle Lebensgrundlage.